Einen Termin mit großer Bedeutung für die künftige Kommunikation innerhalb der Landkreis-Gemeinden gab es im kleinen Sitzungsaal des Landratsamtes in Bad Kissingen. Die Entwicklerinnen Stephanie Tratt und Cordula Kuhlmann schalteten die Homepage „Pocketdorf.de“ frei.
Die Internetseite präsentiert das Projekt im Netz und ist zugleich eine Arbeitsebene, auf der Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen für das Vorhaben hinterlassen können. Schwerpunkt des Projektes ist die Entwicklung einer App, über die sich alle Einwohnerinnen und Einwohner zu Anlässen in ihrem Dorf mitteilen können.
Die ntwicklung dieser App soll bis 2024 abgeschlossen sein. Sie soll allen als ein virtueller Dorfplatz zur Verfügung stehen. Mit dem Pocketdorf gibt es dann ein lokales soziales Netzwerk, mit dem sich Menschen austauschen können und über das sich zum Beispiel Helferteams für Veranstaltungen vernetzen und organisieren können.
Fünf Modellkommunen im Landkreis Bad Kissingen
Ziel ist es, bereits existierende Apps zusammenzuführen. Im Landkreis wird die neue App zusammen mit fünf ausgewählten Modellkommunen erforscht, entwickelt und erprobt: mit der Stadt Bad Kissingen, Fuchsstadt, Motten und Oerlenbach sowie Zeitlofs. Im Zuge der Entwicklung bestehe laut Kuhlmann auch eine enge Zusammenarbeit mit anderen Landkreisen. Auch Erfahrungen aus der Schweiz und Österreich fließen ein.
„Jede dieser Kommunen bekommt ihr eigenes digitales Netzwerk“, erklärte Kuhlmann, Leiterin Regionalentwicklung am Landratsamt Bad Kissingen. Eine sehr praktische Funktion sei die virtuelle Pinwand: „Damit können sowohl Kleingruppen als auch größere Projekte effektiv organisiert werden. Wichtige Informationen werden einfach angepinnt und sind somit für jeden sichtbar.“
Wichtige Dorfnachrichten sogar in der Nacht
Vertreter der beteiligten Kommunen berichteten bei der Präsentation von den bisherigen Erfahrungen mit Apps in der örtlichen Kommunikation. Bürgermeister René Gerner (Fuchsstadt) sieht einen großen Wert in seinen Pushnachrichten, die direkt auf dem Smartphone aufploppen: Ob Wasserrohrbruch oder Erläuterungen zu einem größeren Feuerwehreinsatz: Auch nachts tippt Gerner Wissenswertes ins Internet.
Dieser Service komme gut an. 1600 Nutzerinnen und Nutzer machen nach seinen Worten von dem bestehenden Angebot bereits Gebrauch. „Das ist keine Altersfrage“, weiß er. Auch Einheimische jenseits der 70 würden gerne digital informiert. Mit der aktuellen App ist Kommunikation aber noch eine Einbahnstraße, über die die Gemeinde ihre Bürgerinnen und Bürger informiert. Mit neuen App sollen auch diese die Möglichkeit bekommen, sich mitzuteilen.
Etwa mittels eines Mängelreports, mit dem Mottens Bürgermeisterin Katja Habersack nach ihren Schilderungen auf der in ihrem Ort genutzten App bisher gute Erfahrungen gemacht hat. Die Nutzerinnen und Nutzer würden mit der Option verantwortlich umgehen. Vom vollen Papierkorb oder einem verstopften Graben kann die Bevölkerung der Gemeindeverwaltung auf kurzem Nachrichtenweg alles mitteilen.
Zur Wahrung der Netiquette in den Chats müssen sich User mit Klarnamen anmelden, verdeutlichte Kuhlmann eine Sicherheitsvorkehrung. Wichtig sei auch die benutzerfreundliche, barrierefreie Gestaltung des Smartphone-Bildschirms, dank der auch weniger technikaffine Menschen mit der App zurecht kommen.
Landrat Thomas Bold sieht Chance für mehr Mobilität auf dem Lande
„Das ist sehr spannend“, bewertete Landrat Thomas Bold die Chance der neuen Nachrichtenwege. Zumal damit Menschen am Ortsgeschehen dabei sind, die sonst eher dazu keine Möglichkeit haben. Ein dickes Plus sieht Bold für die Mobilität auf dem Lande. Über die App könnten Mitfahrgelegenheiten zum Einkaufen oder für Arztbesuche angeboten werden. Das sei wirtschaftlicher und ökologischer, als zu warten, bis ein Bus voll ist.
Der Landrat zeigte sich erfreut darüber, dass der Landkreis unter jenen 21 dabei ist, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft für die Entwicklung und Umsetzung digitaler Lösungen im ländlichen Raum ausgewählt worden ist. Die Förderung des Projektes durch das Ministerium beläuft sich bis 2024 auf 200.000 Euro. Kuhlmann ruft Freiwillige dazu auf, sich bei der der Entwicklung mit ihren Anregungen einzubringen.
Quelle: Mainpost